Das Hawala-Banking ist ein unterirdisches Zahlungssystem mit lokal begrenzten Bezugspunkten. In diesem Artikel wird die Methodik der Übertragung von Vermögenswerten über das Hawala-Banking dargestellt und Verbesserungen derer Finanzregulierung vorgeschlagen. Geschrieben wurde dieser Artikel von Dr. Dr. Fabian Teichmann und Chiara Wittmann. Den gesamten Artikel finden Sie im Journal of Money Laundering Control.
Das Hawala-Banking ermöglicht die Überweisung von Geldern innerhalb weniger Stunden. Außerdem arbeiten Hawala-Banker oft mit Unternehmen zusammen, die als Fassade dienen, wie etwa Reisebüros, Imbissbuden oder Einzelhändler. Traditionell wird das Hawala-Banking von Menschen genutzt, die beispielsweise von der Schweiz aus Geldern zur Unterstützung von Familienmitgliedern in ihrem Heimatland, z. B. in Syrien, überweisen möchten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Geld in bar zu einem Hawaladar gebracht. Der Hawaladar nimmt das Geld entgegen und händigt der Person einen Zettel mit einem vierstelligen Zahlencode aus, den die Person dann per Telefon an ihr jeweiliges Familienmitglied weiterleitet. Der Schweizer Hawaladar informiert den syrischen Hawaladar ebenfalls per Telefon. Nach dem Aufsagen des Codes kann der Empfänger des Geldes im Heimatland des Absenders das Geld von seinem lokalen Hawaladar entgegennehmen. Die Hawaladars verlangen eine Provision und begleichen die Beträge untereinander durch spätere Überweisungen oder durch Import-Export-Transaktionen. In den meisten Fällen wird die Währung bei einer Hawala-Überweisung direkt umgetauscht. Folglich bieten Hawala-Bankiers die gleichen Dienstleistungen wie Banken und Überweisungsbüros an, jedoch zu deutlich niedrigeren Kosten, da ein traditioneller Bankier steuerlich vom Wechselkurs profitiert. Kurzum, das System ist äußerst effizient, anonym und lebt von seinem ausgedehnten Netzwerk. Die gleichen Merkmale, die das Hawala-Banking unglaublich schwer zu regulieren machen, machen es auch zu einem zuverlässigen Mittel für den Geldtransfer in korrupten Staaten und Bürgerkriegsländern.
Der häufigste Grund, warum sich Menschen für einen Geldtransfer über Hawala entscheiden, sind die vergleichsweise niedrigen Umtauschgebühren, die dieses System im Vergleich zu denen traditioneller Finanzinstitute erhebt. Menschen, die Geld an Verwandte oder Bekannte im Ausland überweisen wollen, erhalten von Hawaladars in der Regel bessere Wechselkurse und Konditionen, da sie weder an hohen Gewinnen interessiert sind noch die hohen Gemeinkosten einer Bank tragen müssen. Außerdem dauert der Umtausch wesentlich kürzer als eine offizielle Banküberweisung. Die Tatsache, dass man sich nicht ausweisen muss, ist auch für Personen von Vorteil, die sich illegal in einem Land aufhalten.
Was die Gesetzgebung betrifft, so ist Deutschland ein Vorreiter bei der Eindämmung des Hawala-Bankings. In Deutschland darf niemand ohne eine Lizenz des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen gewerbsmäßig Geld überweisen. In vielen anderen Ländern, insbesondere in Teilen Südasiens, ist die Hawala oft die einzige Möglichkeit, Geld sicher zu überweisen, weshalb sie manchmal nicht gesetzlich verboten ist. Ähnlich wie der deutsche Gesetzgeber unternimmt auch die österreichische Geldwäschemeldestelle Schritte in diese Richtung. Die österreichische nationale Risikobewertung stellt fest, dass die von Hawala ausgehenden Risiken mittel bis hoch sind. Darin wird berichtet, dass Hawala in Österreich hauptsächlich im Zusammenhang mit Drogenhandel, Schmuggel und Geschäften mit Ländern ohne stabiles Bankensystem verwendet wird. Folgende Aspekte erhöhen die Risiken des Hawala-Bankings: wenn ein Geschäft nicht lizenziert ist, keine Papierspur hinterlässt, keine formale Buchführung erfordert, Gelder durch die "Vermischung eines bestehenden Geschäfts" schichtet, Über- und Unterfakturierung durchführt und schließlich Zahlungen und "Tauschgeschäfte" (z.B. Sprengstoff, Lebensmittel, etc.) miteinander verbindet.
Da das Hawala-Banking eine lange Tradition hat, die fest in der islamischen Kultur verankert ist, wäre es nicht möglich, diese Art des Geldtransfers vollständig zu verhindern. Eine Alternative zu einem generellen Verbot des Hawala-Bankings wäre die Verpflichtung für Hawaladars, sich offiziell registrieren zu lassen (so wie Wechselstuben dies tun müssen). Die Zuständigkeit der Schweizer Behörden würde jedoch an der Landesgrenze enden, und die Zusammenarbeit mit dem Land des Empfängers wäre nicht gewährleistet.
Compliance-Beauftragte sollten daher alle Transaktionen, die mit Hawala in Verbindung gebracht werden könnten, kategorisch ablehnen. Ein Reputationsverlust wegen möglicher Terrorismusfinanzierung wäre für ein Unternehmen zu schädlich. Die Regulierungsbehörden sollten strikt gegen jede Form des Hawala-Bankings und alternative Zahlungssysteme vorgehen. Ausserdem sollten alle Formen des Hawala-Bankings und ähnlicher alternativer Zahlungssysteme mit strengen Sanktionen belegt werden.
Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt in der Schweiz, Notar in St. Gallen sowie niedergelassener Europäischer Rechtsanwalt in Liechtenstein. Des Weiteren ist er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland tätig.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. & Wittmann, C. (2022). Abuse of Hawala Banking for Terrorist Financing in German- speaking Countries. Journal of Money Laundering Control. https://doi.org/10.1108/JMLC-01-2022- 0013.